Aufbau von Frauenmilchbanken fördern

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Dennys Bornhöft zu TOP 15 „Aufbau von Frauenmilchbanken fördern

„Menschlicher Erfindergeist kennt kaum Grenzen. Häufig orientiert man sich an der Jahrmillionen alten Erfahrung von Mutter Natur. Bisher erreicht man aber nicht die Perfektion der Tragfähigkeit eines Spinnfadens oder die Stabilität und Leichtigkeit des Vogelskeletts. Gleiches gilt auch bei der Ernährung von Babys. Auch wenn unsere Nahrungsmittelindustrie sehr hochleistungsfähig und innovativ ist, gibt es auch hierbei Grenzen, die Mutter Natur uns aufzeigt. Die humane Muttermilch ist nicht nur sehr nahrhaft, sie aktiviert vor allem auch das Immunsystem und ist während der Stillzeit auch eine Art externes Abwehrsystem. Es werden sich sicherlich einige dran erinnern, dass die eigenen Kinder ihre erste richtige Erkältung erst beim Abstillen bekommen haben.

Die Verteilung von Frauenmilchspendenbanken ist in Deutschland regional sehr ungleich verteilt. In den alten Bundesländern gab es bis 2012 keine einzige, während es in den neuen Bundesländern diese bereits zu Zeiten der DDR gab. Von rund 200 Perinatalzentren in Deutschland haben rund 30 ein solches Angebot. In allen Bundesländern bis auf Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein gibt es mittlerweile offizielle Angebote. Die Frauenmilchbank-Initiative e.V., die sich in diesem Jahr an die Landtagsfraktionen gewandt und auch vor kurzem ausführlich im Sozialausschuss berichtete hat, hat das Ziel vorgegeben, dass bis 2023 in jedem Bundesland eine Milchbank betrieben wird. Historisch gesehen ist die Milchspende lange Zeit sehr in der Gesellschaft etabliert gewesen. In der jüngeren Geschichte ist es so, dass es erst seit März 2012 die erste westdeutsche Frauenmilchspendenbank an der Uniklinik München gibt. Am Perinatalzentrum erhalten nach Einwilligung der Eltern prinzipiell alle Kinder, die vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren werden bzw. mit einem Geburtsgewicht unter 1000g zur Welt kommen, bereits am ersten Lebenstag Frauenmilch. Auch Kinder, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren werden und bei der Geburt leichter sind als andere Kinder der gleichen Schwangerschaftswoche erhalten diese Milch. Die Frühgeborenen erhalten durchschnittlich über fünf Tage Spendermilch, die durchschnittliche Menge liegt bei ca. 300ml. Nach rund fünf Tagen kommt häufig auch bei Frühgeburten die eigene Muttermilch zum Einschuss, sodass Mütter ihre Kinder zumeist selbst versorgen können.

In der Jamaika-Koalition sind wir uns einig, dass die Versorgung von Frühchen mit humaner Muttermilch als Teil der Gesundheitsversorgung zu sehen ist. Zwar ist der Aufbau und Betrieb dieser Spendenbanken mit Kosten verbunden. Andererseits werden wahrscheinlich Folgeerkrankungen und Spät- folgen bei den kleinen Menschen verhindert. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass mit Spendermilch ernährte Frühgeborene deutlich seltener an schwerwiegenden Darmproblemen oder -erkrankungen (Nekrotisierende Enterokolitis) leiden als diejenigen, die mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährt werden. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass menschliche Milch sich positiv auf die Hirnentwicklung auswirkt und die Abwehrstoffe in der Milch vor Infektionen und Augenerkrankungen schützen. Dies erspart nicht nur dem Kind, sondern auch den Angehörigen Leid und es spart wiederum langfristig dem Gesundheitssystem Geld. Deswegen stehen wir dafür ein, dass das Abrechnungssystem mit den Krankenkassen, welches in vielerlei Hinsicht grundlegend reformbedürftig ist, die Betriebskosten von Muttermilchbanken zukünftig dem Bedarf entsprechend berücksichtigt. Die Anschubinvestition an den Kliniken wiederum obliegt den Ländern. Mit dem vorliegenden Antrag wollen wir den Weg dafür ebnen, dass der weiße Fleck Schleswig-Holstein behoben wird und dieses Angebot an einem unserer größeren Kliniken aufgebaut werden kann.

Wir würden uns daher darüber freuen, das Ziel der Frauenmilchbank- Initiative zu unterstützen und ein Angebot in Schleswig-Holstein zu schaffen und bitten um Zustimmung zu unserem gemeinsamen Antrag.“